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Bäääh.

Jawohl: Bäääh, nicht Määäh. Ich hab ganz genau hingehört.

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Die Kapelle

Man darf ihr nicht zu nahe kommen, das Betreten der Insel ist nur den ortsansässigen Vögeln gestattet. Im Sommer kann man sie aus der Nähe sehen, wenn man leise mit dem Ruderboot um sie herum fährt. Jetzt, im Winter, knirscht man zu Fuß durch den gefrorenen Schnee am See entlang. Sie wirkt dann nicht weniger geheimnisvoll als von weitem, von der Terrasse des Schlosses aus gesehen.

Sie stand da nicht schon immer und echtgotisch ist sie auch nicht, lediglich neu-. Genau genommen ist gar nichts echt an dieser Szenerie: die Inseln ebensowenig wie die Kapelle, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts nach Monrepos umgezogen ist. Und leicht hat sie es sicher auch nie gehabt: aufgewachsen nur im Maßstab 1:4 gegenüber dem gotischen Original und dann auch noch eine Bombe 1944.

Aber sie hat Stil. Zu jeder Tages- und in jeder Jahreszeit steht sie stolz und erhaben auf ihrer Insel und tut so, als hätte sie ein Geheimnis, die kleine Kathedrale. Und dieses Geheimnis wird sie auch dann noch hüten, wenn sich unsereins bereits das Gras von unten ansieht. Sie hält uns auf Distanz: gucken ja, aber nicht anfassen!, umrahmt und bewacht von der Natur. Wenn man respektiert, dass hier Enten und Schwäne Herr im Haus sind, wird man geduldet. Und darf ein paar Stunden an diesem Ort verbringen.

Nur nicht zu nahe kommen, sagte ich ja bereits.

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Der abgeschlossene Roman (3)

Anselm war enttäuscht, nein, mehr als das: Es waren Tage wie dieser, die ihn an allem zweifeln ließen: am Sinn dieser langen und entbehrungsreichen Jahre am Geobotanischen Institut, an der trügerischen Freundschaft zu seinem Mentor Ulf und – ja, dies nicht zuletzt – an den Frauen. War es nicht einzig und allein Anselms steten und beharrlichen Anstrengungen geschuldet, dass die Züchtung der Bellis Perennis Anselmis, des Riesenhaften Gänseblümchens, schlussendlich doch noch gelang? Dass sich die Fachpresse überschlug in Lobeshymnen und gar vom eigenen Lehrstuhl die Rede war? Für ihn, Anselm, den bedeutendsten Naturforscher seit Aimé Jaques Bonpland?

Es half nichts. Nicht er, sondern Ulf hatte nun mal den Schlag bei den Frauen. Anselm ließ sich nichts anmerken, nein, diese Genugtuung konnte er Ulf nicht gönnen. Schweigend zog er sich zurück, setzte sich in den Schatten und vertiefte sich in die Lektüre des großen Was blüht denn da?, dieser zugegebenermaßen reichlich populärwissenschaftlichen aber durchaus charmanten und opulent illustrierten Anthologie der heimischen Flora. Und, ach, daran hat er gut getan, so musste er wenigstens nicht mit ansehen, wie Ulf – der Lump! – sich nicht nur im Glanze der Bellis Perennis Anselmis sonnte, sondern auch in dem von Mareike und Esther (links im Bild), den beiden Austauschstudentinnen aus Tübingen.

Allein Esther schien zu ahnen, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Aber es wollte ihr einfach nicht gelingen, genauer hinzusehen, Ulf auch nur einen kurzen Blick zuzuwenden: Der Anblick herunterrutschender Socken auf weißen Männerbeinen mitten im Monat Mai war deutlich mehr, als sie ertragen konnte.

Foto: Philip Kromer

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Wie Motorradfahren ohne Bremse

Ich frage mich ja gelegentlich, wie das alles funktioniert, das mit dem Leben. Wie, warum und manchmal auch wie lange. Und manchmal auch: Wer denkt sich sowas aus und was soll das!? Während es mir im Moment so gut geht wie schon lange nicht mehr, erfahre ich in den letzten Tagen, dass zwei Menschen, die mir nahe stehen, schwer krank sind. Da macht und tut jemand, plant und liebt und lebt, sorgt sich um alles und jeden und ZACK stellt jemand die Uhr einige Umdrehungen vor. Da kann man schon mal ins Grübeln kommen, bei der Suche nach Sinn oder der Frage nach Gerechtigkeit, oder? Der Dalai-Lama-Abreißkalender in der Küche erstaunt mich zwar immer wieder, ist aber nicht wirklich eine Hilfe. Ich hab mal vier Tage vorgeblättert: „Leid ist Teil der Existenz. Wenn wir uns dagegen wehren, wird es unerträglich.“ Unerträglich wird es oft aber auch so. Übermorgen heißt es dann: „Hätten wir eine klare Sicht der Dinge, so würden wir Ursachen für Glück schaffen.“ Ja, Mensch, das mein ich doch: die klare Sicht der Dinge!

Motorradfahren ohne Bremse: Wenn du Glück hast, erwischst du eine freie Spur. Wenn nicht, gehört dir der nächste Brückenpfeiler. Es bleibt dabei: Mein finaler Wunsch – Erkenntnis.

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Guckmal-mensch-haste-schon-gesehn?

Mit diesen ganzen webzwonulligen Communities, Portalen, Diensten und Tools halte ich es so: mal gucken, bisschen recherchieren und – falls interessant – im Selbstversuch testen. Was ich mag, bleibt, was nicht, fliegt wieder raus. Mir macht das Spaß und einige Sachen sind ja tatsächlich – über den reinen Spaß hinaus – sehr nützlich, interessant oder zumindest schön anzusehen. (Bloß den Selbstversuch „Second Life“ habe ich mir erspart. Das fand ich schon im Konzept so daneben, dass ich dort nun wirklich nicht einchecken musste.)

Teil dieser Präsenzen ist natürlich das eigene Profil, in dem man mehr oder weniger über sich preisgibt, je nach Geschmack und Mitteilungsbedürfnis, der musikalische Teil von mir ist zum Beispiel ziemlich öffentlich. Worüber ich aber immer wieder staunen muss, ist, wie viel manche Leute von sich preisgeben, wie sorglos dort zum Beispiel Fotos veröffentlich werden. Hier muss man gar keine Paranoia bemühen, keine potenziellen Arbeitgeber, die im Netz ihren Bewerbern hinterherrecherchieren, keine Ex-Beziehungen und keinen Innenminister. Nein, mir geht es einfach um das Private.

Wenn Fotos einer ohnehin öffentlichen Veranstaltung – Konzert, Messe, Kongress, Fankurve – irgendwo im Netz stehen: na gut. War ja eh öffentlich. Aber was ist das für eine Art, ungefragt und ohne deren Erlaubnis Fotos von anderen ins Netz zu stellen? Das mag ja alles sehr lustig gewesen sein, bei der Fete letztens, aber hat es nicht in einem privaten, vertrauten und hoffentlich vertraulichen Rahmen stattgefunden? Scheinbar nicht.

Ich schreibe das übrigens nicht aus aktuellem Anlass, zumindest ist mir nicht bekannt, dass irgendwo ein Foto von mir gepostet ist, für das ich mich nachhaltig schämen müsste (anderslautende Hinweise bitte nicht in die Kommentare, sondern per Mail … ), aber es fällt mir einfach immer wieder auf, wenn ich mich bei den Facebooks, Flickrs oder Werkenntwens dieser Welt umsehe.

Sicher: Es steht jedem frei, die Grenze zwischen öffentlich und privat selbst und individuell zu ziehen. Dann aber bitte nur für sich. Und bei lustigen Feten-Reportagen und Jugenderinnerungen im Zweifel mal die anderen Beteiligten fragen. Vor Veröffentlichung.

Foto: flickr.com/Dominic’s pics