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Keine Zeit.

Heute steht mir der Sinn mal wieder nach ein wenig Selbsterkenntnis. Da ich aber davon ausgehe, dass ich nicht der einzige bin, dem es so ergeht, lasse ich das persönliche „ich“ beiseite und verallgemeinere mal ganz schamlos zum alles und alle umfassenden man:

Woran liegt es eigentlich, dass man mit dieser billigsten und einfallslosesten Ausrede von allen – „ich hatte leider keine Zeit“ – fast immer so mühelos und ungeschoren davonkommt? Dinge, die in zehn Minuten, höchsten zwei Stunden locker zu erledigen wären (na gut, vielleicht auch ein wenig mehr, aber darauf kommt es nicht an), scheitern an vorgeschobenem Zeitmangel. Lachhaft.

Tatsache ist, dass „keine Zeit“ in Wirklichkeit die geringste Rolle spielt. In Wahrheit vielmehr: „keine Lust“, „was besseres vorgehabt“, „anderes war mir wichtiger“, Trägheit, Faulheit, Müdigkeit, Frühlingsgefühle, Liebeskummer, Fernsehgucken, Musik machen, schlafen, lesen und 37 wunderbare Gründe mehr.

Kann man natürlich keinem so direkt sagen. Deshalb verschanzt man sich zum Beispiel hinter „du, boah, ich hab’ im Moment so dermaßen viel Arbeit, du, echt, …“ und – das ist überhaupt das Beste daran – erntet dafür weder zweifelndes Stirnrunzeln noch ungläubiges Augenbrauenhochziehen. Nein, im Gegenteil: Man hat damit eine erstklassige Vorlage zum kollektiven Gejammer ausgespielt, gibt man seinem Gegenüber doch dadurch die Möglichkeit, seinerseits das Klagelied des 36-Stunden-Tages anzustimmen. „Kenn ich, geht mir grad genauso …“ und schon ist man sich einig.

Praktisch. Aber trotzdem jämmerlich. Ich habe ja nichts gegen gewisse gesellschaftliche Konventionen (und um eine solche scheint es sich hier wohl zu handeln), schließlich tragen sie dazu bei, dass man im täglichen Leben miteinander klarkommt und sich nicht versehentlich die Schädel einschlägt. Warum aber ausgerechnet „keine Zeit“ im allgemeinen auf so breite Akzeptanz stößt, möchte ich irgendwann mal verstehen. Ich hätte ja auch gerne schon viel früher versucht, das herauszufinden, aber ich kam grad echt nicht dazu, weißt du, im Moment, boah, so dermaßen viel …

Ein Teufelskreis.

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Zum ersten und zum letzten Mal

Man weiß meistens ziemlich genau, wenn man etwas zum ersten Mal tut. Aber nicht, wann zum letzten Mal. Und vor allem ist man sich dessen meistens nicht bewusst.

Du erinnerst dich genau, wann du deine Freundin zum ersten Mal geküsst hast. Aber dass du nie mehr in das Café gehen wirst, in dem du vor 20 Jahren fast täglich warst, wusstest du nicht, als du damals die Tür hinter dir zugezogen hast.

Das erste Mal fahrradfahren ohne Stützräder ist ein Triumph ohne gleichen, wann du aber das letzte Mal von einem Motorrad steigst? Keine Ahnung.

Unterwegs begegnen dir tausend Leute, die meisten nur flüchtig, manche begleiten dich ein Stück. Die wenigen, die dir wirklich viel bedeuten, siehst du auch irgendwann zum letzten Mal. Und weißt es nicht.

Und die Moral von der Geschicht’? Nutze den Tag und sag denjenigen, die du magst, dass du sie magst.